Dösel erinnert daran, dass es schon vor Beginn des Schuljahres hieß, die bayerischen Schulen würden auf ein Rekordjahr des Unterrichtsausfalls zusteuern. So sei es dann auch eingetreten: Denn viele Unterrichtsausfälle konnten nur durch Mehrarbeit aufgefangen werden. „Ich danke deshalb allen Lehrerinnen und Lehrern in Bayern dafür, dass sie mit einer enormen Energieleistung den Schulbetrieb überhaupt aufrechterhalten haben“, schreibt Dösel in seiner aktuellen Pressemitteilung der KreisSPD zur Bildungspolitik und stellt heraus, dass das, was im bayerischen Schulwesen funktioniere, wie etwa die Beschulung von etwa 60000 Schülerin-nen und Schülern in den knapp 700 Übergangs- und 1100 Sprachlern- und Berufsintegrationsklassen, vor allem zahlreichen engagierten Lehrkräften, die an der Belastungsgrenze arbeiteten, zu verdanken sei, und nicht etwa dem zuständigen Kultusministerium, das Schüler, Lehrer und Eltern zu wenig unterstütze. Erschwerend komme hinzu, dass der Markt für Grund-, Mittel, Förder- und Berufsschullehrerkräfte derzeit leergefegt sei. Um die größten Engpässe bei den Unterrichtsausfällen aufzufangen, mussten Pensionisten stundenweise reaktiviert werden und Lehramtsstudierende mit dem ersten Staatsexamen die vollkommen ausgedünnte mobile Reserve verstärken. Um die Pensionierungen zur Schuljahresmitte abzufangen, wurden sogar Lehramtsstudierende ohne Staatsexamen eingesetzt und hunderte schulartfremde Lehrkräfte über Jahresverträge angeheuert. „Vorausschauende Personalplanung geht anders“, heißt es dazu kritisch in der Pressemitteilung der KreisSPD.
Gerade vor diesem Hintergrund sei es „einfach nur skandalös, dass einerseits extremer Lehrermangel herrsche, andererseits viele Lehrerinnen für sechs Wochen während der Sommerferien kein Gehalt bekommen und zum Jobcenter gehen müssen, obwohl sie auch im nächsten Schuljahr dringend gebraucht werden.“ Und alles nur, weil das Kultusministerium offenbar nicht in der Lage sei, Angestelltenverträge bis zum Beginn des Anschlussvertrags auszustellen. Dazu stehen in Bayern ab September knapp 3000 Gymnasiallehrerkräfte (300 bekamen aktuell nur eine Anstellung) und knapp 2000 Realschulpädagogen (bei ebenfalls nur 300 Einstellungen) auf der Straße. Für Dösel hat diese Personalpolitik eine logische Konsequenz: „Auf absehbare Zeit wird der Unterrichtsausfall in Bayern auf hohem Niveau bleiben und wir werden auch weiterhin mit zu großen Klassen konfrontiert sein“. Die Lehrerversorgung reiche schon deshalb nicht aus, weil die Schülerprognosen falsch seien. Im dritten Jahr hintereinander stellte Kultusminister Spaenle fest, dass die sogenannte demographische Rendite kleiner ist als prognostiziert. Und anders als das Kultusministerium sagt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung einen Schüler-Boom voraus. 2025 werden dieser Schätzung nach bereits vier Prozent mehr Kinder und Jugendliche die Schulbank drücken als heute, im Jahr 2030 sollen es sogar acht Prozent sein. Als erste spüren den Anstieg die Grundschulen. Dort fehlen deutschlandweit im Jahr 2025 gegenüber heute über 24000 Lehrer. SPD-Politiker Dösel stellt in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie denn unter diesen Bedingungen und angesichts einer katastrophalen Personalplanung die Inklusion von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen in den allgemeinbildenden Schulen sowie die Integration der jungen Zugewanderten bewältigt werden solle. Denn eigentlich bräuchte man einen systematischen Einsatz von multiprofessionellen Teams für alle Schulen. „Das bedeutet ganz konkret, dass zusätzliches pädagogisches Personal wie Förderlehrer, Schulsozialpädagogen, Heilpädagogen, Lehrkräfte mit Deutsch als Zweitsprache, Sonderschulpädagogen und medizinische Kräfte die Lehrerkollegien künftig unterstützen müssten, damit die bayerischen Schulen auf die bereits bestehenden sowie die zukünftigen Herausforderungen gut vorbereitet sind“, fordert Dösel.
Darüber hinaus zeigt er sich überzeugt davon, dass sich dringend etwas im Bereich der Lehramtsausbildung verändern müsse: Denn noch immer würden in Bayern Lehramtsstudierende von der ersten Minute des Studiums an streng nach den verschiedenen Schularten ausgebildet, bis hin zum Referendariat: „Nach dem zweiten Staatsexamen kommt die Erkenntnis: Kein Jobangebot in meiner Schulart, dafür großer Bedarf in anderen Schularten“, gibt Dösel zu bedenken. Eine sinnvolle Lösung könne hier nur eine grundsätzliche Umstellung der Lehrerausbildung auf einen Stufenlehrer (Primarstufe, Sekundarstufe, Oberstufe) sein. Dann können die Lehramtsabsolventen viel leichter in die Schulart einsteigen, die im Anschluss auch einen Arbeitsplatz bereit-hält. Und auch die Lehrerversorgung innerhalb des bestehenden Schulsystems könnte so sehr viel leichter und flexibler gestaltet werden. Die Pressemitteilung der KreisSPD greift abschließend auch die nun seitens des Ministeriums vorgelegte Stundentafel für das neue G9 auf. Dösel bezeichnet diese als „alles andere als innovativ“. Die als großer Wurf verkauften Änderungen genügten nicht den modernen Ansprüchen an Schule, wie einer dringend notwendigen Stärkung der politischen Bildung und Demokratieerziehung. Schließlich gebe es beispielsweise bis zur 10. Klasse nur ein halbes Jahr Sozialkunde. Auch käme die digitale Bildung zu kurz, da das Fach Informatik nur in der 11. Klasse unterrichtet werde. Darüber hinaus sei die Reduzierung des Unterrichts in Deutsch, der ersten und zweiten Fremdsprache sowie in Mathematik auf nur drei Wochenstunden ebenfalls problematisch. Und schließlich sei für die Neugestaltung der Oberstufe ebenfalls noch kein Plan vorhanden. Das Resümee fällt aus Dösels Sicht daher auch mit Blick auf das neue G9 bescheiden aus: „Da muss Minister Spaenle noch etliche Male nachsitzen!“