Der SPD-Kreisvorsitzende Harald Dösel befürchtet, dass der Freistaat Bayern den eklatanten Lehrkräftemangel, der vor allem an Grund- und Mittelschulen herrscht, nicht ernst genug nimmt. Seiner Einschätzung nach bewegen sich auch die Schulen im Landkreis am Limit. "Viele Lehrkräfte sind nach zwei Jahren Pandemie und zuletzt auch der Aufnahme ukrainischer Kinder und Jugendlicher sowie den damit verbundenen vielfältigen Herausforderungen an ihre Belastungsgrenze gekommen", so Dösel. "Eigentlich bräuchten die Kolleginnen und Kollegen nun Zeit zum Durchatmen, aber nach den Sommerferien wird sich die Situation aller Voraussicht nach nicht verbessert haben", prognostiziert der SPD-Politiker.
Er bemängelt eine in den letzten Jahren zu restriktive Personalplanung, sodass ein struktureller Lehrkräftemangel entstanden sei. Dieser zeige sich unter anderem daran, dass die sogenannte Mobile Reserve, die beispielsweise längerfristige krankheitsbedingte Ausfälle auffangen soll, schon zu Beginn eines Schuljahres ausgeschöpft ist. "Wenn ein System derart auf Kante genäht ist, hätten die Verantwortlichen längst handeln müssen, statt die in den letzte Jahren beständig anwachsenden Belastungen stets nur auf die viel zu wenigen Beschäftigten abzuwälzen", kritisiert der SPD-Politiker und sieht dabei nicht nur das Kultusministerium, sondern auch Ministerpräsident Söder in der Pflicht: "Wenn es in einem für die Gesellschaft so zentralen Bereich, wie dem Schulwesen, derart brennt, muss es der Regierungschef zu seiner Aufgabe machen, möglichst schnell Abhilfe zu schaffen."
Eine nachhaltige Besserung der Situation könnte mittel- bis langfristig beispielsweise durch eine flexiblere Gestaltung der Lehramtsstudiengänge und des sich anschließenden Referendariats erfolgen. Dösel stellt in diesem Zusammenhang fest: "Aus meiner Sicht ergibt es keinen Sinn, Lehrkräfte, die an Mittel- und Realschulen sowie an Gymnasien im Bereich der Unter- und Mittelstufe unterrichten, nach Schularten getrennt auszubilden. Würde man diese Praxis beenden, könnte man den gesamten Pool der Lehrkräfte besser je nach Bedarf der jeweiligen Schularten, einsetzen." Außerdem fordert er, endlich die Besoldungsgruppe A13 als Einstiegsgehalt für alle Lehrkräfte umzusetzen, um so den Unterricht an Grund- und Mittelschulen attraktiver zu machen: "Es gibt überhaupt keinen sachlichen Grund, warum etwa die vor allem auch im pädagogischen Bereich extrem herausfordernde Arbeit einer Grundschullehrkraft schlechter entlohnt werden soll als die einer Gymnasiallehrkraft."